Die Klimahallig Norderoog ist seit über 100 Jahren ein bedeutender und jährlich genutzter Brutplatz der vom Aussterben bedrohten Brandseeschwalbe. Doch was lange als stabiler Brutplatz galt, ist nun verwaist. In diesem Jahr brüten auf Norderoog erstmals keine Brandseeschwalben.
Nachdem im März und April noch wie üblich Brandseeschwalben über Norderoog flogen, ihr zukünftiges Brutrevier erkundeten und auch erste Koloniestandorte wählten, veränderte sich die Situation im Mai. Immer mehr Vögel verließen die Hallig bis dann klar war: Es wird in diesem Jahr keine Brandseeschwalbenkolonie auf Norderoog geben. Auch die Lachmöwen, die sonst ebenfalls in großer Anzahl auf Norderoog brüten, verließen im Mai ihre Brutkolonien.
Es ist schwierig, dafür eine einzelne Ursache zu benennen. Klar ist, dass die Qualität von Norderoog als Brutplatz abnimmt. Ein wichtiger Faktor dabei ist der Klimawandel. Immer häufiger wurde Norderoog während der Brutzeit überflutet, sodass Gelege wegschwammen und Küken starben. Auch langanhaltende Schlechtwetterphasen wurden häufiger und wirkten sich negativ auf die Nahrungsverfügbarkeit – vor allem die Jungfische – aus. Aber nicht nur der Klimawandel, auch Prädation durch Wanderratten und die Vogelgrippe wirken sich negativ auf den Bruterfolg auf Norderoog aus. All das merken sich die Brandseeschwalben, sodass Norderoog seine Bedeutung als Brutplatz für diese Art verlieren könnte. Ob die Brandseeschwalben im nächsten Jahr wiederkehren, bleibt abzuwarten.
Dem allem zum Trotz brüten derzeit noch einzelne Paare der Küstenseeschwalbe auf Norderoog. Auch Flussseeschwalben, Silber- und Heringsmöwen können auf unseren Kameras immer wieder beobachtet werden.
Insgesamt ist es in diesem Jahr still geworden auf der Klimahallig. Jetzt ist es besonders wichtig, weiter hinzusehen, und zu dokumentieren, was auf Norderoog geschieht.