Derzeit findet im Hamburg der Extremwetterkongress statt. Ein dort präsentiertes neues Faktenpapier, herausgegeben vom Deutschen Wetterdienstes (DWD) und dem Extremwetterkongress, fasst den aktuellen Wissensstand zu Extremwetter und Klimawandel in Deutschland zusammen und warnt: Die Erderwärmung beschleunigt sich.
Der DWD belegt in seiner diesjährigen Ausgabe des Extremwetter-Faktenpapiers unter dem Titel „Was wir
2025 über das Extremwetter in Deutschland wissen“, wie sich der Klimawandel in Deutschland in den letzten
Jahrzehnten beschleunigt hat und was dies für Auftreten und Ausmaß von Extremwetter in Deutschland
bedeutet. So ist zum Beispiel auf Grund der Beobachtungen des Klimas der letzten Jahrzehnte der DWD zu
einer Neubewertung hinsichtlich des Entwicklungstrends der Temperaturen in Deutschland gekommen. Tobias
Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes: „Wir beobachten eine beispiellose
Häufung von Wärmerekordjahren mit Blick auf das zurückliegende Jahrzehnt. Der Klimawandel beschleunigt
sich – und mit ihm nehmen Wetterextreme wie Hitzewellen und Trockenphasen spürbar zu. Die beschleunigte Erwärmung in Deutschland als Folge des Klimawandels ist keine abstrakte Zukunftsprognose, sondern seit Jahren gemessene Realität. Die zehn wärmsten Jahre seit 1881 traten alle seit dem Jahr 2000 auf. Mit der im April 2025 vom Deutschen Wetterdienst eingeführten neuen Klimatrendlinie bilden wir diese Entwicklung realistisch ab. Das ist eine wichtige Grundlage für klimabewusste politische und gesellschaftliche Entscheidungen.“
Extreme im Meer: Hitzewellen nehmen zu und Sturmfluten werden höher
Auch das Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) präsentiert auf dem Extremwetterkongress weitere neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Nordsee und Ostsee. Dazu zählen wärmere Meere, häufigere Hitzewellen, steigende Meeresspiegel und höhere Sturmfluten. Diese Folgen sind bereits spürbar und werden sich weiter verschärfen: Die Meere spielen eine entscheidende Rolle im Klimasystem der Erde und nehmen den Großteil der globalen Erwärmung auf. Steigende Meerestemperaturen beeinflussen alle Aspekte der Meeresumwelt – von der Artenvielfalt über die Chemie des Meeres bis zum globalen Klima.
Helge Heegewaldt, Präsident des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie: „Die Nordsee war im Frühjahr und Sommer 2025 so warm wie nie seit Beginn der Messungen. In der Ostsee bei Kiel dauerte eine marine Hitzewelle über 55 Tage – mit Temperaturen von mehr als 4 Grad über dem langjährigen Mittel. Das ist ein klares Zeichen des Klimawandels. Unsere Meere erwärmen sich
immer weiter – mit weitreichenden Folgen. Der Meeresspiegel in Cuxhaven stieg seit 1900 bereits um mehr
als 25 Zentimeter und er wird weiter steigen. Dadurch erhöhen sich die Wasserstände an unseren Küsten
deutlich. Auch Sturmfluten werden vor diesem Hintergrund heftiger ausfallen. Bis 2100 wird mit einem
zusätzlichen Anstieg von 0,6 bis 1,1 Meter gerechnet, bis 2150 sogar von 0,8 bis 1,9 Meter – vorausgesetzt,
die Treibhausgasemissionen werden nicht drastisch reduziert. Deshalb müssen wir heute handeln – für das
Klima, die Meere und vor allem für uns.“
Klimaforschende wenden sich an die deutsche
Politik: Drei-Grad-Grenze könnte schon um 2050
erreicht werden; Klimaanpassung beschleunigen.
Zum Abschluss des ExtremWetterKongresses stellen die Deutsche Physikalische Gesellschaft
(DPG) und die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) einen Klimaaufruf vor. Die Fachgesellschaften
kommen darin zu folgender Bewertung: „Die Beobachtungslage zeigt, dass sich die Klimaentwicklung erheblich
beschleunigt hat – sowohl in der Atmosphäre wie auch den Ozeanen.“ DPG und DMG weisen deshalb darauf
hin, dass eine globale Erwärmung um 3 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau bereits um 2050 nicht
ausgeschlossen werden kann. Folglich könnte die zusätzliche Erwärmung in den nächsten 25 Jahren
möglicherweise genauso stark ausfallen wie in den vergangenen 150 Jahren.
Grafik: DWD und Extremwetterkongress
Download Faktenpapier DWD:
Pressemitteilung des BSH:
Extreme im Meer: Hitzewellen nehmen zu und Sturmfluten werden höher
Veröffentlichung von DPG und DMG:
Globale Erwärmung beschleunigt sich – Ein Aufruf zu entschlossenem Handeln